Geschichte der deutschen Literatur [Broschiert]

Nein, also so nicht — so schafft man keine Leseanreize für die jungen Leser, auch wenn das auf dem Klappentext der Literaturgeschichte von Manfred Mai so ausgeschrieben steht. Das 166 Seiten starke Werk setzt keine Akzente, die sich nicht auch in anderen Literaturgeschichten finden, keinen einzigen. Die Auswahl der behandelten Schriftsteller ist ebenso Standard wie die der Werke, auf die näher eingegangen wird. Auch Mais Werk beginnt mit den Merseburger Zaubersprüchen, die den viel zitierten Anfang der deutschen Literaturgeschichte darstellen und endet mit Günter Grass. Dass dieser jedoch nicht derjenige Autor ist, der jungen Lesern den Zugang zu Literatur schaffen kann, das sollte hinlänglich Eingang gefunden haben in die Köpfe derer, die Literatur ordnen und sortieren. Kein Abweichen vom Repertoire anderer Zusammenfassungen dessen, was man gemeinhin Literatur nennt, kein besonderes Augenmerk auf Themen, die Jugend spannend findet, kein roter Faden außer dem der chronologischen Abhandlung der verschiedenen Epochen. Da schaffen auch die spannend wirkenden Kapitelüberschriften wie „Ganz neue Töne“ oder „Und wenn sie nicht gestorben sind…“ keine anhaltende Abhilfe. Deren Inhalt hält nicht, was er verspricht. Keine neuen Gedankenanstöße, keine Annäherung an ein altes Thema auf neuen Wegen. Auch die Gestaltung des Buches ist nicht der Zielgruppe angepasst, die farblosen Autoren-Konterfeis, gezeichnet von Rotraut Susanne Berner, stellen Goethe und Konsorten nicht eben in ein gutes Licht, seitenweise Fließtexte ohne Zwischenüberschriften oder Anmerkungen an den Rändern machen das Lesen nicht einfach. Einzig die Kürze der Kapitel ist lobenswert, aber nur durch die Dichte der Informationen zu erklären, die zu viel Vorwissen bei jungen Lesern voraussetzen. Mit seiner Literaturgeschichte hat Mai ein solides Fachbuch geschrieben, das so manchen Schülern wahrscheinlich den Blick in mehrbändige Nachschlagewerke ersparen wird — allerdings werden diese dann schmerzlich ein Stichwort-, Autoren- oder Werkverzeichnis vermissen. –Petra Breitenbach
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.

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