Midi. Frankreich am Mittelmeer [Gebundene Ausgabe]

Reisebegleiter Neue Reiseliteratur für das südliche Frankreich dab. Die Zahnbürste gehört mit, die Kreditkarte sowieso, der Pass ebenfalls. Ein Pullover für kühle Abende empfiehlt sich wie auch ein Schlafsack für Nächte unter dem Himmelsdach. Jener von Robert Louis Stevenson war schwer, weshalb sein Besitzer noch einen Esel kaufte, um diesen damit und mit allen anderen Reiseutensilien zu beladen. Noch heute können wir nachlesen, wie die «Reise mit dem Esel durch die Cevennen» im Herbst 1878 verlief. Und wir können – und sollten – das französische Reisetagebuch des schottischen Schriftstellers in den Rucksack packen, wenn wir in die Cevennen fahren. In jene Region westlich der Provence, die viel vom rauhen Charme bewahrt hat, den der «Schatzinsel»-Autor mit seinem Esel Modestine erfahren hat. Als unterhaltsamer Reise begleiter eignet sich Stevenson vorzüglich, als Reise führer wählen wir besser ein jüngeres Buch. Für die Cevennen und die nördlich anschliessende Region der Ardèche drängt sich das von Maria Weinhold und Thomas Schmitt geradezu auf. Ihr kluger Führer trägt den Untertitel «Wege durch eine alte Kulturlandschaft Südfrankreichs», und dies ist auch wörtlich zu nehmen: Die Autoren beschreiben detailliert Wanderwege, auf denen sich diese kontrastreiche und wenig bekannte Gegend Frankreichs hautnah erleben lässt. Aber das Buch ist viel mehr als ein Wanderführer im üblichen Sinn. Die Information über Natur und Kultur der Cevennen und Ardèche ist weitgespannt, dicht, hintergründig, und trotzdem fehlen die vordergründigen, wichtigen Infos wie Unterkünfte und Restaurants nicht. Als Klassiker der Reiseliteratur gilt «Frankreich am Mittelmeer» von Archibald Lyall. 1966 erstmals auf deutsch aufgelegt, erscheint er nun in fünfter, bearbeiteter und aktualisierter Auflage. Noch immer braucht es Musse, um Lyall durch den Midi zu folgen, noch immer muss man lesen und kann sich nicht durch das Angebot touristischer Infos und Tips zappen. Aber das muss ja nicht nachteilig sein. «Frankreich am Mittelmeer» ist lesens-, die Vorschläge nachahmenswert. Man tut gut daran, noch einen modernen Reiseführer in die Tasche zu stecken, der griffig erklärt, wo sich die Gourmettempel und Einkaufshallen verstecken, welche Strände «in» und welche Museen wann geschlossen sind. Ein schönes Beispiel dieser Reiseführer ist der Band «Côte d’Azur» aus der Reihe «Merian live!». Kurz und bündig, inklusive sorgfältig ausgewählter Photos, wird darin der berühmte Küstenstrich zwischen Menton und Hyères für Touristen aufgeschlüsselt. Manches wird übergangen, vieles kommt aus Platzgründen zu kurz.
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.

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